Grün. Gut. Genossenschaftlich.

Wir haben einen neuen Stromanbieter. Seit Anfang 2019 sind wir bei der EWS Schönau – genauer: der ElektrizitätsWerke Schönau Vertriebs GmbH.

Wir wechseln zu Ökostrom

„Als Geschäftskunde wurden wir in den letzten Jahren von der EnBW mit einem günstigen Großabnehmer-Tarif beliefert“ erzählt Frank Sautter, Geschäftsführer der levigo holding gmbh. Auch privat sei er seit vielen Jahren Kunde der EnBW gewesen, zumal diese lange Zeit auch einen günstigen Nachtstromtarif im Angebot hatte. Doch mit der Zeit wurde der EnBW-Tarif immer teurer und die Preisdifferenz zwischen Tag- und Nachttarif fiel nahezu weg. „Eigentlich hatte ich schon lange vor, zu einem Ökostrom-Anbieter zu wechseln“ gibt Frank Sautter zu. Der Preisanstieg bei der EnBW – deren Strommix zu einem Großteil noch immer aus Kohlekraftwerken und Kernenergie stammt – war nun ein willkommener Anlass, sich endlich nach einem neuen Strombieter umzugucken. Und diesmal mit 100% Ökostrom!

EWS – private Stromanbieter aus dem Schwarzwald

Bei seinen Recherchen stieß Frank Sautter recht schnell auf die EWS Schönau. „Mir gefiel vor allem der genossenschaftliche Ansatz des Unternehmens“ erzählt er. Während andere Anbieter ihre Stromkontingente an der Deutschen Strombörse einkaufen, wo die Preise und Kontingente je nach Nachfrage variabel verhandelt werden und entsprechend Druck auf die Stromanbieter ausgeübt wird, liefern bei der EWS die beteiligten Genossen den Strom – vom Bauern mit seinen privaten Solarstromfeldern bis hin zu privaten Wasserkraftwerken und Windparks. Dadurch ist die EWS unabhängig von den großen Anbietern, auch Zwischenhändler fallen aus. „Die EWS vermarktet ausschließlich ihren eigenen Strom“ berichtet Frank Sautter. Der erwirtschaftete Strompreis geht direkt an die Genossen. Gleichzeitig kann die EWS günstiger anbieten als viele Großkonzerne. Sogar günstiger als der EnBW-Tarif, mit dem auch levigo bislang beliefert wurde.

100% Naturstrom, genossenschaftlicher Ansatz und günstige Tarife – damit war die Entscheidung klar und Frank Sautter wechselte zunächst privat zur EWS und zum Jahresanfang schließlich auch mit dem ganzen Unternehmen levigo. „Ein Schritt, der schon lange überfällig war“ wie er findet.

Die Geschichte der Stromrebellen

Das Energieversorgungsunternehmen aus dem Schwarzwald hat übrigens eine ganz besondere Geschichte hinter sich. Und die nahm ihren Anfang bereits im Jahr 1986 – mit einem nuklearen Super-GAU: Tschernobyl. In Schönau reagierte man damals genauso betroffen, verängstigt und zunächst hilflos, wie in vielen anderen Teilen Deutschlands auch. Doch die Schönauer blieben nicht untätig: Eine Anzeige im lokalen Gemeindeblatt gab schließlich den Anstoß zur Gründung einer Bürgerinitiative. Und aus dieser Bürgerinitiative erwuchs eine kleine Firma, die die Produktion von ökologischem Strom fördern wollte – Wasserkraftwerke, Blockheizkraftwerke und Photovoltaikanlagen aus privater Finanzierung.

Ursula Sladek und Dr. Michael Sladek, Mitbegründer EWS Elektrizitätswerke Schönau eG (Quelle: EWS-Schönau.de)

Die Initiatoren entwickelten immer mehr Mut und Ehrgeiz. Ihr Plan war es, die Stromversorgung der ganzen Gemeinde zu übernehmen. Doch dafür bekamen die „Stromrebellen“ mächtig Druck vom damaligen Energieversorger der Gemeinde, dem Atomkraftwerksbetreiber KWR. Nach einem beeindruckenden und emotionalen Wahlkampf gelang es der Bürgerinitiative 1991 in einem ersten Bürgerentscheid, die Schönauer Bürger von ihrem ehrgeizigen Vorhaben zu überzeugen – und den Konzernen und Atomstromgiganten damit den Kampf anzusagen. Schließlich ging 1994 unter Beteiligung von 650 Bürgern die Elektrizitätswerke Schönau GmbH ans Netz und erhielt im November 1995 vom Stadtrat die Konzession als offizieller Stromlieferant der Gemeinde Schönau.

Schönau wird „Solarhauptstadt“

Längst ist Schönau zu einem Symbol der Anti-Atombewegung geworden – auch wenn sich die KWR beileibe nicht kampflos geschlagen gab. Doch davon ließen sich die Initiatoren nicht abschrecken und investierten weiter in den Ausbau erneuerbarer Energien. Die größte Solaranlage im Ort wurde gar auf dem Dach der evangelischen Kirche errichtet – ein wichtiger Schritt für Schönau auf dem Weg zur «Solarhauptstadt».

Die evangelische Bergkirche in Schönau (Quelle: wikipedia)

eit 1998 der Strommarkt liberalisiert wurde, bieten die EWS ihren Ökostrom auch bundesweit an – und viele Mitstreiter aus Zeiten der Bürgerbewegung wechselten seither zu den «Stromrebellen». Heute sind es über 180.000 Mitstreiter, die echten Ökostrom, frei von jeglichen Verflechtungen mit Kohle- und Atomkraftwerksbetreibern, von den EWS beziehen. Und seit diesem Jahr gehört auch die levigo Unternehmensgruppe mit dazu.

Verantwortung für die Zukunft übernehmen

Ökostromanbieter gibt es mittlerweile schon recht viele am Markt. Doch die Geschichte der EWS macht das Unternehmen zu einem Sympathieträger, und der genossenschaftliche Ansatz passt zu unserem eigenen Unternehmens-Leitbild: „Wir wollen und müssen Verantwortung für unsere Zukunft übernehmen“ ist sich Frank Sautter bewusst. „Damit erfüllen wir nicht zuletzt auch unseren eigenen Anspruch, als nachhaltiges, unabhängiges und faires Unternehmen am Markt zu agieren.“

Dynamische Stromtarife als Idee für mehr Nachhatligkeit

In diesem Zusammenhang gibt es noch einen weiteren Punkt, den sich Frank Sautter für die Zukunft wünscht: Einen variablen, an die Verfügbarkeit gekoppelten Stromtarif. „Je nach Wetterlage, Jahreszeit und Tageszeit variiert der Stromertrag gerade bei erneuerbaren Energien recht stark“ erklärt der Elektroingenieur sein Ansinnen. „Idealerweise müsste man in kurzen Intervallen von z.B. 15 Minuten den zur Verfügung stehenden Strom mit dem aktuellen Strombedarf abgleichen und den Strompreis entsprechend daran anpassen“ erklärt Frank Sautter. Steht besonders viel Strom oder gar ein Überschuss zur Verfügung, kann der Strom sehr günstig angeboten werden. Zu Spitzenverbrauchszeiten – etwa am Abend, wenn auch weniger Energie gewonnen werden kann – steigt der Strompreis dann entsprechend. Damit könnten Verbraucher ihren Stromverbrauch an den jeweiligen Strompreis anpassen – etwa die Waschmaschine lieber tagsüber laufen lassen oder das Elektroauto zur Mittagszeit laden statt erst am Abend.

Technologisch gibt es schon heute Möglichkeiten, solche variablen Tarife automatisiert zu steuern und Stromverbraucher wie Fahrzeuge, Warmwasserspeicher oder eben die Waschmaschine entsprechend so zu programmieren, dass sie bevorzugt dann Strom beziehen, wenn dieser gerade besonders günstig ist. „Dazu müssten solche dynamischen Stromtarife aber auch seitens der Stromanbieter zur Verfügung gestellt werden, damit der Stromverbrauch planbar wird“ wünscht sich Frank Sautter. Ein solches Konzept könnte denn auch helfen, Verbrauchsspitzen zu vermeiden und die Probleme der Strombevorratung zu bewältigen.

Mal gucken, ob die Schönauer vielleicht auch hier den Anfang wagen wollen … 😉